Der Oberkörper ist weit nach vorn gestreckt, die Hände haben den Lenker des STEVENS Super Prestige fest im Griff, die Augen blicken starr geradeaus. Mit nicht viel mehr als 40 Umdrehungen pro Minute kurbelt Ludwig Cords im schwersten Gang den Waldweg hoch. „Gut so Ludwig, noch eine Runde, dann bist Du durch“, ruft Jens Schwedler, Trainer des STEVENS Racing Teams, ihm hinterher.

Ludwig Cords, Deutscher Junioren-Meister im Cross, und acht Teamkollegen sind zu Beginn der Cross-Saison im zweiwöchigen Trainingslager. An dem Vormittag steht für sie eine Stunde K3-Training auf dem Programm. Der hügelige, rund sechs Kilometer lange Rundkurs in den Harburger Bergen mit zwei Anstiegen ist für das Krafttraining – Abschnitte mit nahezu maximalem Krafteinsatz wechseln sich mit Ruhephasen ab – wie geschaffen. Der Radcomputer zeigt, wie bei fast allen Trainingseinheiten, über 600 Höhenmeter an.

Die meisten Fahrerinnen und Fahrer des STEVENS Racing Team trainieren nach der Straßensaison zwar schon wieder einige Wochen auf dem Crossrad, aber mit dem Trainingslager werden die Grundlagen für die Saison sehr gründlich angelegt. Drei Einheiten sind pro Tag angesetzt.

Morgens vor dem Frühstück beginnt der Tag mit einem sogenannten Motortraining, bei dem die Fahrer hinter einem Auto her Grundlagenausdauer fahren. „Das Fahren auf nüchternem Magen verbessert den Fettstoffwechsel, der Körper soll so lernen, besser auf die Fettreserven zurückzugreifen“, sagt Schwedler. Das müsse das Team aber die ganze Saison hindurch trainieren, um einen optimalen Effekt zu erreichen.

Intervalle, Kraft und Technik
„Das Trainingslager hat natürlich den Zweck, den Körper speziell auf die Belastungen der Cross-Rennen vorzubereiten“, sagt Schwedler. Straßenrennen sind in der Regel länger als die Cross-Wettkämpfe, deswegen trainiere man da viel mehr Grundlagenausdauer. Auf Cross-Kursen muss man hingegen viel häufiger nach Kurven, Tragepassagen und vor Anstiegen kräftig antreten. „Deswegen trainieren wir hier auch viel mehr Intervalle“, sagt der Trainer.

Aus dem Grund stehen am Vormittag häufig Intervall-Fahrten oder Krafteinheiten auf dem Programm. Am Nachmittag folgt jeweils eine längere Ausfahrt mit moderater Anstrengung.
Neben Ausdauer und Kraft werde auch automatisch und speziell die Technik geschult, ergänzt Ole Quast beim Mittagessen nach der Vormittagseinheit: „Die technischen Abläufe beim Springen, beim Schultern des Rads bergauf oder einfach das Kurvenfahren sind ja alle im Hinterkopf angelegt. Beim Training geht es darum, die Bewegungsabläufe wieder hervorzuholen und zu verfeinern.“ Nicht ohne Grund hatte Schwedler auch beim bei der Krafteinheit am Vormittag eine Tragepassage mit eingebaut.

Zur Halbzeit des zweiwöchigen Trainingslagers, am 19. Oktober, sind einige Fahrer des STEVENS Racing Teams zum UCI Weltcup-Rennen in Cauberg bei Valkenburg gemeldet. Die weiteren starten beim Deutschland Cup in Vechta. Die Resultate des Rennens dürfe man angesichts des Trainingslagers nicht überbewerten, sagt Schwedler.

Einen Effekt merke man nach solch intensiven Trainingseinheiten erst nach drei Wochen, passend zur Europameisterschaft in Lorsch Mitte November. Dann kommt sicherlich auch ein Trainingslager-Grundsatz zum Tragen, den der Deutsche Cross-Meister und Weltmeister in der Masters-Kategorie Jens Schwedler zu seiner aktiven Zeit schon gehört hat: „Das Training muss so hart sein, damit das Rennen richtig Spaß macht“, sagt Jens Schwedler grinsend.

Vom STEVENS Racing Team sind beim UCI-Weltcup-Rennen in Cauberg am Start: Ludwig Cords, Raphael Schröder und Lauritz Urnauer bei den Junioren; Yannick Gruner, Max und Paul Lindenau für die U23.

Beim Deutschland Cup in Vechta starten Ole Quast, Justin Rudolf (Elite Männer), Domenik Kroll und Felix Holz (Junioren) sowie Jessica Lambracht und Stefanie Paul (Elite Frauen).