Zwischen den Highlights der Saison für das STEVENS Racing Team, dem Finale des Deutschland Cups am 28. Dezember 2014 und der Deutschen Cross-Meisterschaft am 10. und 11. Januar 2015, liegen gerade einmal zwei Wochen.
Bei den zu erwartenden Ergebnissen gibt es größere Unterschiede: Das STEVENS Racing Team ist, wie vom Sponsor vorgegeben, beim Deutschland-Cup gestartet und hat die wichtigste Cross-Serie in Deutschland mit Siegen bei fast allen Rennen klar dominiert. Bei der Deutschen Meisterschaft in Borna bei Leipzig gehören die Fahrerinnen und Fahrer nun zum erweiterten Favoritenkreis.
Über die Gründe spricht Jens Schwedler, Sportlicher Leiter des Teams, ebenso wie zu den Aussichten im deutschen Cross-Sport.
Frage: Das STEVENS Racing Team hat bei den Rennen in Deutschland eine dominierende Rolle gespielt. Woran liegt es, dass die Fahrer bei der Deutschen Meisterschaft nicht ganz vorne mitfahren und bei internationalen Rennen eher im Mittelfeld landen?
Jens Schwedler: Zunächst ist die Deutsche Meisterschaft ein Rennen und keine Rennserie, da kommt es auch immer auf die Tagesform und Glück und Pech an. Aber bei der Deutschen Meisterschaft starten auch Profi-Fahrer, die sonst Mountainbike Cross-Country fahren wie Sabine Spitz. Oder Hanka Kupfernagel, die vor allem mit dem Rennrad auf der Straße erfolgreich ist, die die Technik fürs Crossfahren aber einfach draufhat, wie sie schon häufig bewiesen hat.
Bei den Männern gehören Philipp Walsleben, Marcel Meisen und Sascha Weber zu den Favoriten Sie fahren als Vollprofis für belgische Teams auf STEVENS Super Prestige und haben dort perfekte Bedingungen zum Trainieren, und am Wochenende haben sie die Auswahl zwischen häufig zwei oder mehr Rennen ganz in ihrer Nähe.
Unsere Fahrer sind im besten Sinne Amateure. Sie schaffen es vorbildlich, Beruf oder Schule, Familie und Cross unter einen Hut zu bringen und holen leistungsmäßig fast das Maximum aus sich heraus. Die Ergebnisse erreichen sie aufgrund von genau geplanten trainingsmethodischen Maßnahmen, dem regelmäßigen gemeinsamen Trainieren und Extraeinheiten wie dem Trainingslager, das wir im November absolviert hatten.
Das machen übrigens gerade unsere Nachwuchsfahrer aus Passion, und nicht, weil sie unter Erfolgsdruck gesetzt werden. Die Eltern der Nachwuchsfahrer unterstützen sie dabei mit viel Einsatz.
Bei den großen Rennen in Belgien oder den Niederlanden sind die STEVENS Racing-Fahrer aber schon gestartet in dieser Saison.
Das stimmt, aber die Anreise aus Hamburg und Umgebung beträgt pro Strecke immer 600 Kilometer oder mehr. Die lange Anreise geht zulasten der Vorbereitung und Konzentration auf das Rennen. Da unsere Fahrer deshalb seltener solche Rennen fahren, haben sie Nachteile durch das Punktesystem beim Start.
Welche denn?
Man startet von weiter hinten, wenn man noch nicht viele Platzierungen bei der entsprechenden Rennserie herausgefahren und damit Punkte gesammelt hat. Und beim Start etwa aus der vierten Reihe gehen im Gerangel um die Plätze schon mal rund 30 Sekunden auf die Spitze verloren. Bei den Rennen in Belgien sind zudem viel mehr Fahrer am Start. Insofern muss man sich erst einmal behaupten und braucht länger, um weiter nach vorne zu kommen. Die gesamte Konkurrenz ist größer.
Wie sind denn die Unterschiede zwischen Deutschland und Belgien?
In Belgien ist Radsport und auch Cross neben Fußball Nationalsportart. Das fängt schon bei den Junioren an. Bei jedem Rennen sind rund 50 Fahrer am Start. Bei zwei bis drei Rennen am Wochenende kann man davon ausgehen, dass es rund 200 Junioren gibt, die mehr oder weniger regelmäßig Cross fahren. Davon betreiben das schätzungsweise rund 50 richtig als Leistungssport. Bei der Auswahl der Nationalmannschaftsfahrer kann man so aus einem viel breiteren Feld auswählen.
Die Fahrer des STEVENS Racing Teams stellt gerade im Nachwuchsbereich einen Großteil der deutschen Nationalmannschaft – und dabei kommen die meisten Fahrer aus dem Hamburger Raum. Das heißt, wenn Cross-Sport bundesweit richtig gefördert werden würde, könnte der BDR viel mehr erreichen. Dass mehr möglich ist, zeigen wir ja seit vielen Jahren. Mit dem BDR gab es vereinzelt einen Gedankenaustausch. Aber da ist viel mehr möglich, wenn BDR und die wichtigen Crossteams und Vereine die Nachwuchsförderung gemeinsam und grundlegend planen würden.
Was wären denn sinnvolle Fördermaßnahmen?
Zunächst einmal könnte die finanzielle Förderung größer sein, aber Cross ist keine olympische Sportart, das erschwert die Argumentation. Inhaltlich wäre eine verlässliche und langfristige Planungssicherheit für Einladungen zu Weltcup-Rennen für die Fahrer sinnvoll. Die Planungssicherheit sollte auch für mehr Trainingslager gelten.
Eine einfache Motivation wäre es, wenn mehr Fahrer zur WM nominiert würden und nicht nur zwei, wie bei der U23. Der Start bei einer WM sollte mit konkreten Ergebnissen im Vorfeld verbunden sein.
Dazu sollten die Fahrer auch unterstützt werden, zu Rennen der anspruchsvollen Rennserien wie der Superprestige-Serie, zu fahren. Mit der regelmäßigen Teilnahme an den anspruchsvollen Rennen gegen starke Gegner bekommen die Fahrer auch die nötige Rennhärte.
Viel besser wäre es aber noch, die Vereine in Deutschland bei der Ausrichtung von Rennen mit internationaler Ausrichtung zu unterstützen. Das fördert die Vereine und alle Talente, wenn sie gegen starke Gegner antreten müssen. Und es zeigt einer größeren Öffentlichkeit, was Cross für ein toller Sport ist.