Sanne Cant ist die neue Cyclocross-Weltmeisterin! Die Belgische Meisterin setzte sich in einem packenden Rennen in Bieles (Luxemburg) auf der Zielgeraden gegen die stark gefahrene siebenfache Weltmeisterin Marianne Vos (Niederlande) durch. Zur Aufzeichnung des Rennens im Youtube-Channel der UCI.

Nur wenige Minuten zuvor hatte es noch so ausgesehen, dass Sanne Cant, Enertherm-Beobank bei einer Weltmeisterschaft – mal wieder „nur“ – auf einen Podestplatz fahren würde. In der Spitzengruppe, die sich gegen Ende der ersten Runde mit Marianne Vos, Sanne Cant, Katerina Nash (Tschechische Republik) und Lucinda Brand (Niederlande) gebildet hatte, war Sanne Cant in einer der äußerst rutschigen Abfahrten mit dem Hinterrad weggerutscht. Das hatte Vos zu nutzen gewusst und schnell einen Vorsprung von bis zu zehn Sekunden herausgefahren.

Aber Sanne Cant war an dem Tag nach ihrem Trainingslager in Spanien nicht nur in guter körperlicher Verfassung, sondern auch mental stark drauf. So biss sie sich mit ihrem STEVENS Super Prestige langsam heran – und profitierte aber auch von einem Kettenklemmer von Vos Rad.

Die letzte halbe Runde fuhren beide gleich auf. Den entscheidenden Vorteil verschaffte sich Sanne, als sie sich während der Wechselzone vor Vos setzte. Das half dabei, sich im Zielsprint die entscheidenden Meter vor Vos zu setzen. Die vielfache Championesse resignierte noch auf der Zielgeraden, sodass Sanne Cant alle Zeit hatte, ihren Moment zu genießen.

Um so schöner nun der Moment: Die Arme in die Höhe gereckt schrie sie alles heraus, und später sagte sie in ihrem ersten Interview: „Das ist der schönste Tag in meinem Leben. Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich die große Marianne Vos geschlagen habe.“

Marianne Vos war erst spät in die Cross-Saison eingestiegen, zeigte ihre große Klasse aber beispielsweise mit ihrem Sieg im letzten Weltcup-Rennen in Hoogerheide. Beim Start in Bieles hatte sich schnell eine Spitzengruppe gebildet mit Ellen van Loy, die das Tempo hochhielt, und mit allen weiteren Medaillenkandidatinnen Marianne Vos, Eva Lechner (IT), Katharine Nash (CZ), Christine Majerus (Lux), Lucinda Brand (NL). Ein Sturz im Folgefeld hatte das Feld zudem schnell in die Länge gezogen.

Eine zwischenzeitliche Attacke von Vos, bei der nur Eva Lechner mitgehen konnte, holte die erweiterte Spitzengruppe bald wieder auf. Im folgenden Rennverlauf hatte jede Fahrerin ein- oder mehrmals Zeit durch einen Sturz oder ein Wegrutschen eingebüßt – Marianne Vos hatte erst kurz vor Ende einen Kettenklemmer, was Sanne Cant bekräftigte, in diesem Rennen niemals aufzugeben und ihre Chance zu nutzen. Wir gratulieren ganz herzlich!!

Loris Rouiller Vierter bei der U19 hinter Trio aus Groß Britannien
Beim WM-Auftakt hatten die U19-Junioren noch weit mehr mit den Bodenverhältnissen zu kämpfen. Auf dem extrem rutschigen Boden hatte Thomas Pidock die beste Abstimmung von Material, vorsichtig-offensiver Fahrtechnik und Kondition. Der Favorit für das Rennen – Pidock hatte zuvor alle Rennen eindrucksvoll gewonnen, die er in der Saison gefahren war.

So auch am Samstag in Bieles. Auf der Ziellinie hatte er alle Zeit, sein Rad in den Himmel reckend, über die Ziellinie zu schreiten. Und danach dauerte es auch noch eine Weile, bis er seine Teamkollegen Ben Turner und Daniel Tuellt abklatschen konnte – drei britsche Fahrer auf dem Podest. Zur Aufzeichnung des Rennens im UCI-Channel

Dahinter war der Schweizer U19-Meister Loris Rouiller immer stärker aufgefahren und sich im Verlauf des Rennens mit sicherer Fahrweise auf STEVENS Super Prestige immer weiter nach vorne auf Rang vier gearbeitet.

Sein Teamkollege von Enertherm-Beobank, Toon Vandebosch, Belgischer U19-Meister und Weltcup-Gesamtsieger, hatte nach einer Erkältung „noch alles aus sich herausgeholt“, wie er nach dem Rennen auf Twitter schrieb. Er fährt auf einen guten achten Platz. Tim Wollenberg vom STEVENS Racing Team fährt im ersten Junioren-Jahr auf einen bemerkenswerten 18. Platz. Der aktuelle Deutsche U19-Meister, Niklas Märkl, wird auf Rang zehn bester Deutscher.

Im erst zum zweiten Mal ausgetragenen Rennen der U23-Frauen (Aufzeichnung UCI-Youtube-Channel) gewann Annemarie Worst aus den Niederlanden souverän vor Ellen Noble aus den Vereinigten Staaten und Evie Richards aus Groß Britannien.