Wenn es ein inoffizielles STEVENS Cyclocross-Ranking gäbe, hätte Mathieu van der Poel Sanne Cant zum Saisonfinale noch klar abgefangen. Nach der Saison stand es 22 zu 19 nach Siegen für den Niederländischen Meister.

Nach der Weltmeisterschaft am 28. und 29. Januar in Bieles, Luxemburg, wo er nach vielen Defekten unglücklich – und er selbst untröstlich – auf den zweiten Platz gefahren war, drehte er noch einmal richtig auf, bestätigte seine Ausnahmestellung und gewann sechs Rennen in Folge.

Bei Sanne Cant war vielleicht der letzte Druck raus, schließlich hatte sie ihr großes Ziel, einmal Weltmeisterin zu werden, in Bieles nach großem Kampf geschafft. Sie hatte auch nach Defekt nicht aufgegeben und auf der Zielgeradem die siebenfache Weltmeisterin Marianne Vos im Spurt geschlagen.

Sanne Cant hatte in den vergangenen Jahren so ziemlich alle Titel gewonnen, die es zu gewinnen gab. In der Vorsaison hatte Sanne Cant so ziemlich alle Titel und Gesamtwertungen der wichtigen Rennserien inklusive dem Weltcup gewonnen, die Europameisterschaft und erneut die Belgische Meisterschaft. Nur bei der WM war sie „nur“ Dritte geworden. Dass sie in dieser Saison trotz 19 Siegen nicht ganz so dominierte wie sonst, mag ihr mit dem Weltmeisterschaftstitel fast egal sein. Sie kam nicht ganz so stark in die Saison wie gewohnt, zudem ist die Spitze der Damen-Elite breiter geworden, mit der Vorjahresweltmeisterin Thalita de Jong, Sophie de Boer, der wieder erstarkten Marianne Vos sowie des weiteren etwa Katherine Nash und Katie Compton.

So gewann Sanne Cant zwar beispielsweise souverän die Superprestige Serie, wurde im Weltcup in der Gesamtwertung hinter Sophie de Boer Zweite.
Im Weltmeisterschaftsrennen auf dem rutschigen und auch dadurch technisch anspruchsvollen Kurs in Bieles hatte es bis kurz vor Schluss auch so ausgesehen, als wenn sie auf dem Podest gleich links stehen würde. Marianne Vos war – auch wegen eines Defekts von Sanne Cant – alleine und souverän an der Spitze. Dass die Belgische Meisterin aber nicht aufsteckte zahlte sich aus, denn auch Vos hatte in der letzten Runde einen Kettenklemmer. Ab da gleichauf fahrend erwischte Sanne Cant den besseren Weg auf die Zielgerade und hatte Zeit auf der Zielgeraden schon Zeit zum Jubeln – es war „der glücklichste Tag in meinem Leben“, so Cant direkt im ersten Interview, diesmal unter Freudentränen.

Mathieu van der Poels Tränen nach dem Weltmeisterschaftsrennen waren anderer Natur. Insgesamt fünf platte Reifen hatten ihn an der Spitze liegend letztlich so stark ausgebremst, dass Wout van Aert (nur ein platter Reifen insgesamt) es schaffte, auf den Niederländischen Meister in Top Form heranzufahren. Der letzte platte Reifen auf dem sehr steinigen Kurs brachte letztlich den entscheidenden Vorsprung, sodass der Vorjahresweltmeister van Aert seinen Titel wiederholen konnte.

Mathieu van der Poel und Wout van Aert waren die herausragenden Fahrer der Saison. Vom Saisonstart an bis Neujahr hatten beide alle wichtigen Rennen gewonnen – abgesehen einmal von der Europameisterschaft in Frankreich, die Toon Aerts aus Belgien gewann.

Für die Weltmeisterschaft hatte sich van der Poel extra im Trainingslager in Spanien vorbereitet und dafür das Weltcuprennen in Italien ausgelassen. Seine Top-Form bestätigte er nach der WM mit sechs Siegen in Folge – so sicherte er sich auch den Gesamtsieg der Superprestige-Serie, die bis zum Ende spannend war, da Mathieu van der Poel zwar fast alle Rennen gewonnen hatte, Wout van Aert aber jeweils zweiter geworden war.

Hinter den beiden Seriensiegern fuhr vor allem in der ersten Saisonhälfte neben Kevin Pauwels oft Laurens Sweeck mit aufs Podest – insgesamt fuhr der Kapitän von ERA-Circus inklusive zweier Siege 15 Mal in der Saison aufs Podest. Hinzu kommen Platzierungen regelmäßig in den Top Ten und etwa der dritte Gesamtplatz in der Superprestige-Serie.

Mit STEVENS Super Prestige fuhr ebenfalls David van der Poel zwei Siege und zahlreiche Platzierungen in den Top 15 ein, der wieder erstarkte Wietse Bosmans (beide Beobank-Corendon) sammelte fleißig Weltranglistenpunkte bei seinen C1 und C2 Rennen, die er zumeist auf dem Podest und immer mindestens als Zwölfter beendete.

Bei den Junioren hatte sich Toon Vandebosch von Enertherm-Beobank stark entwickelt. Er gewann nicht nur die Belgische Meisterschaft, sondern auch den Gesamtweltcup.

Das erste Weltcup-Rennen in Deutschland seit über zehn Jahren Ende November in Zeven war ebnso eines der Highlights aus STEVENS Bikes-Sicht. Nicht nur, weil es das erste Weltcup-Rennen seit über zehn Jahren in Deutschland war, und nicht nur, weil STEVENS Bikes das Rennen eine Autostunde von Hamburg entfernt als Hauptsponsor unterstützte.

Es war auch sportlich ein Highlight mit den souveränen Siegen von Mathieu van der Poel und Sanne Cant – nach dem inoffiziellen STEVENS Bikes-Ranking ein schönes Unentschieden.