Es war ein Herzschlag-Finale: Nur zwei Sekunden betrug der Vorsprung von Team-Vorarlberg-Fahrer Patrick Schelling auf den Gesamt-Vierten Delio Fernandez vom Pro-Continental-Team Delko Marseille. Hätte der auch nur eine der zwei Zeitbonifikationen ersprintet, wäre der Traum vom Podium auf der letzten Etappe mit 179,8 Kilometer und 1.553 Höhenmetern der 68. Österreich Rundfahrt (UCI 2.HC) in Gefahr gewesen.
Gleich zu Beginn der Schlussetappe gab es heftige Angriffe, die erste Bergwertung stand quasi direkt nach dem Start an. Dem Team Vorarlberg gelang es jedoch, die Attacken zu parieren und den brandgefährlichen Spanier Fernandez unter Kontrolle zu halten – in der sechsköpfigen Ausreißergruppe, die sich nach etwa einer halben Stunde bildete, war er nicht dabei.
Doch sein Team Delko Marseille wollte ihn vor der zweiten Springwertung in Stellung bringen und begann, ab der Mitte der Etappe damit Druck zu machen. Der Mannschaft gelang es aber nicht, die Ausreißer einzuholen. Stattdessen verursachte die Tempoverschärfung eine Teilung des Feldes – und Delko Marseille fand sich plötzlich im hinteren Teil wieder, wohingegen das Team Vorarlberg nach vorne stürmte und Schelling ganz vorn zum Schlussanstieg auf den Kahlenberg brachte.
Den Vorarlbergern war klar: Würde Fernandez auch nur Dritter auf dem letzten Teilstück der Rundfahrt, wäre das Podium passé. Deshalb setzte Patrick Schelling im nicht ganz so steilen, aber durch Kopfsteinpflaster dennoch schweren Anstieg selbst die Akzente, ließ sich durch Antritte seiner Mitfahrer wie der Attacke des Belgiers und späteren Etappensiegers Frederik Backaert vom Team Wanty-Groupe nicht verunsichern, sondern behielt seinen direkten Podiums-Rivalen Fernandez im Blick.
Ein hauchdünnes Rennen bis zum Schluss-Sprint, bei dem es Fernandez nicht unter die ersten drei dieser Etappe schaffte. „Klar war ich nervös, aber ich habe auch gewusst, dass ich es selbst in der Hand habe, wenn Fernandez nicht vor mit dabei ist oder Zeitgutschriften abgreift“, sagte der glückliche Gesamtdritte Schelling nach dem Rennen. „Als er 600 Meter vor dem Ziel angetreten hat, konnte ich zum Glück mithalten. Es war sehr knapp – aber das Glück war heute bei mir. Ein Chapeau für das ganze Team.“
Gesamtsieger der siebentägigen Österreich-Rundfahrt wurde der Tscheche Jan Hirt vom Team CCC Sprandi Polkowice vor Guillaume Martin vom Team Wanty-Groupe Gobert und Patrick Schelling vom Team Vorarlberg.