Stefan Nimke, Sie sind Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister im 1.000 Meter-Sprint. Wie schafft man da den Wechsel auf die ganz lange Distanz?
Ich habe ja auch immer Grundlagenausdauer auf der Straße mit dem normalen Rennrad trainiert. Und meine Zeitfahrmaschine, ein STEVENS Volt, kenne ich auch gut. Aber es stimmt, das ist schon eine Umstellung. Die Fahrdauer wird aber glaub ich nicht das große Problem sein, vor der Hitze in den Wüsten habe ich eher Respekt.
Sie alle werden je nach Bedingung die Straßen- und die Zeitfahrmaschine einsetzen. Was bringt das?
Wir haben vor, in der Ebene und wenn es uns passt, die Vorteile eines Zeitfahrrads zu nutzen. Also die Aerodynamik und die auf Vortrieb ausgerichtete Sitzposition. Dafür teile ich mir mit Daniel (Rackwitz) mein STEVENS Volt. Wir haben zum Glück soweit die gleichen Maße, da brauchen wir unterwegs nichts anpassen. Dennis und Michael Kruse fahren gemeinsam ein STEVENS Crono (beides Vorgänger des STEVENS Trofeo).
Als normales Rennrad fahren Daniel und ich ein STEVENS Ventoux. Dessen Gewicht passt besser für die Berge und die angenehme Sitzposition sowieso für die gesamte Strecke. Bei Michael und Dennis mit ihren STEVENS Izoard ist das ähnlich.
Wie haben Sie sich auf das Rennen vorbereitet?
Indem wir alle intensiv und lange auf der Straße gefahren sind, seitdem wir uns im Februar entschieden hatten, beim Race Across America zu starten. Auf einer der ersten Trainingsausfahrten hat mich tatsächlich ein Hungerast erwischt, da saß ich erst mal. Wie viel ich essen muss, musste ich erst einmal herausfinden. Viel essen und viel trinken - ich habe gemerkt, das brauche ich. Und das ist auch mehr als bei den anderen. Die Kollegen haben beim Training mal angemerkt: „Du isst ja schon wieder?!“
Auch wenn Sie jeweils einzeln fahren, haben Sie gemeinsam trainiert?
Ja, wir waren im März gemeinsam im Trainingslager auf Mallorca, Dennis und Michael haben auch auf Lanzarote trainiert. Dennis und Daniel hatten noch regelmäßig ihre Wettkämpfe. Bei mir kam noch die Paracycling-WM in Mexiko auf der Bahn mit Kai Kruse dazu, aber seitdem bin ich nur auf der Straße gefahren. Ein gemeinsamer Test war noch die Mecklenburger Seenrunde.
Das Langstreckenrennen durch die Mecklenburger Schweiz Ende Mai über 300 Kilometer. Wie lief es?
Genaugenommen waren es 322 Kilometer. Wir vier sind zusammen gefahren, erst in einer größeren Gruppe. Die letzten 160 Kilometer haben wir richtig Stoff gegeben und hatten einen guten Schnitt über 30 Stundenkilometern. Da konnten uns nur noch vier andere Fahrer folgen.
Was sind die Stärken der einzelnen Fahrer?
Daniel ist ein kräftiger Ausdauerfahrer. Er kann lange allein einen schnellen Schnitt fahren. Wie ich kommt er gut mit Kälte zurecht, und er auch mit den Bergen. Michael und Dennis sind als Triathleten lange Strecken und hohe Temperaturen gewohnt, mögen wiederum Kälte nicht so sehr.
Flache Ebene, Hochgebirge, Wüste, Kälte in der Nacht – der 4.800-Querschnitt durch die Vereinigten Staaten bietet so ziemlich alle Bedingungen. Eine Ausrichtung der Fahrzeiten auf die einzelnen Bedingungen gibt es aber nicht?
Nein, wir fahren – so haben wir es uns jedenfalls vorgenommen – im festgelegten Wechsel. Zunächst die ersten beiden Fahrer zwei mal, dann die anderen beiden. Jeder sollte etwa eine Stunde bis eineinhalb Stunden fahren. In der Endabrechnung wird es stärker darauf ankommen, dass wir unsere regelmäßigen Erholungspausen haben. Wenn einer von uns gut in den Bergen zurechtkommt, wird er sicher eher länger fahren als andere. Das gleicht sich am Ende aber sicher aus.
Was sind ihre Stärken?
Ich bin gut auf den letzten 1.000 Metern (lacht).
Naja, also ich habe mir vorgenommen, vor allem in der Ebene einen Schnitt von über 30 Stundenkilometern zu fahren. Das ist bei mir etwas mehr als Grundlagenausdauer, eher der sogenannte G2-Bereich. Ich muss da für mich richtig reinkommen. In den Rocky Mountains wird das aber sowieso eher K3 werden.
Es kommt insgesamt darauf an, wie wir auf Dauer mit dem Fahr- und Schlafrhythmus, dem Wetter und so zurechtkommen. Denn gemacht hat das noch keiner von uns. Aber wir fahren als Team, da schließe ich unsere Betreuer natürlich mit ein, und können es nur gemeinsam schaffen.