Für Jens Dekker, Niederlande, vom Team Enertherm-BKCP lief heute alles nach Plan: Er hatte heute Vormittag um 11 Uhr auf der langen Start- und Zielgeraden des Rennkurses von Zolder einen guten Start und kam als dritter ins Feld. Die Spitzengruppe mit seinem Teamkollegen Jappe Jaspers (BE) sowie die Franzosen Mickael Crispin und Thomas Bonnet riss er mit einer Attacke auf seinem STEVENS Super Prestige in Camouflage auseinander, der zunächst noch Mickael Crispin folgen konnte.
Jaspers war zwischenzeitlich auf einer rutschigen Abfahrt in einen Sturz verwickelt und war generell noch etwas gehandicapt durch eine gerade überwundene Erkältung. Er wird am Ende Siebter.
„Eingangs der zweiten Runde konnte ich mich dann komplett absetzen und mir die Kräfte gut einteilen.“ Das war auch wichtig, denn durch den Dauerregen gestern und heute wurde der Boden teils richtig tief und teils rutschig. Dekker nach dem Rennen gegenüber seinem Radausstatter: „Der Kurs hier in Zolder ist sehr schnell. Trotz des Regens war er immer noch schnell, aber jetzt war er auch sehr kraftintensiv.“
Über weite Teile des Rennens baute Dekker seinen Vorsprung immer weiter auf 35 Sekunden aus – „ich war heute besonders bergauf gut drauf“ –, sodass er auf der Zielgeraden viel Zeit dafür hatte, was der Nachwuchsfahrer in dieser Saison schon häufig gemacht hatte: Reißverschluss des Trikots zumachen, es zurecht ziehen, Arme heben und über die gelungene Tagesleistung jubeln. Dekker hatte vergangene Woche ebenfalls den Gesamtweltcup gewonnen, ist seit Anfang des Jahres auch Niederländischer Meister, er führt in der Super Pestige-Serie, und bereits im November holte er das blaue Trikot des Europameisters. Dekker: „Ja, das lief diese Saison richtig gut.“
Fünfer-Feld bei den Frauen
Beim Frauen-Eliterennen bildete sich zwar auch schnell eine Spitzengruppe, die aber über den Großteil des Rennens zusammen blieb. Zuerst versuchte Nikki Harris aus Großbritannien ihr Glück in der Flucht nach vorn, dann war es die Niederländerin Sophie de Boer, die einige Sekunden vor dem Feld fuhr, aber nicht entscheidend fortkam. Sanne Cant hielt sich lange zurück und sparte Kräfte an Position drei oder vier vor der Französischen Meisterin Caroline Mani und der zweiten Niederländerin in der Spitze, Thalita de Jong.
In der zweitletzten Runde war es dann an Sanne Cant, die einen kleinen Fahrfehler von Nikki Harris nutzte, und mit einer Tempoforcierung die Spitzengruppe in die Länge zog. Nur Thalita de Jong konnte folgen. „Das war vielleicht zu früh, so Cant nach dem Rennen. Denn de Jong selbst nutzte wiederum einen Fahrfehler Cants und preschte vorbei. Sanne Cant holte alles aus sich heraus, um dranzubleiben, was ihr letztlich nicht gelang. De Jong gewann das Rennen mit einigem Vorsprung vor Caroline Mani. In der letzten Abfahrt war Cant sichtlich bedient und musste herausnehmen. Aber auf der Zielgeraden ließ sie es doch nicht zu, dass auch noch Sophie de Boer an ihr vorbei zog.
Der Bronze-Platz konnte Cant, die sich als Saisonziel klar vorgenommen hatte, Weltmeisterin zu werden, aber nicht trösten.
„Natürlich bin ich enttäuscht, aber nicht so enttäuscht als letztes Jahr (als sie im Sprint gegen Pauline Ferrand-Prevot verlor). Thalita de Jong war heute einfach stärker. Ich hatte das Rennen zwar zu jeder Zeit unter Kontrolle, aber machte insgesamt zu viele Fehler. Ich kämpfte eher gegen mich selbst.“ Der große Regen habe all ihr technisches Können unwichtig machen lassen, und wie jeder wisse, gehöre das Laufen und das Fahren auf kraftintensiven Kursen nicht besonders zu ihren stärken.
„Ich habe hart für diese WM gearbeitet“, sagte Cant, und zwar so sehr, dass sie am Start ganz ruhig gewesen sei. Positiv zu sehen sei, dass sie nun das dritte Mal in Folge bei einer WM auf dem Podest gestanden habe.