Der Baikalsee ist der älteste Süßwassersee der Welt, an seiner tiefsten Stelle misst er 1.642 Meter. Er ist durchschnittlich 48 Kilometer breit und – an der Mittellinie des Sees gemessen – 673 Kilometer lang. Im Februar ist er von einer durchschnittlich ein Meter dicken Eisdecke geschlossen.
Die Eisdecke nutzen die Extremsportler Wolfgang Kulow und Stefan Schlett, um den See von seiner Nord- bis zur Südspitze auf ihren STEVENS-Bikes zu überqueren. „Insgesamt werden es wohl so an die 1.000 Kilometer werden“, sagt Kulow. Bestimmte Ufergebiete werden umfahren, der See einige Male gequert. Zonen mit wärmeren Strömungen unter dem Eis weiträumig umfahren.
„Pro Tag, so haben wir uns vorgenommen, möchten wir im Schnitt rund 50 Kilometer fahren“, so Kulow weiter. Schlett ergänzt: „Durchschnittlich 50 Kilometer heißt aber auch, dass es Tage mit Gegenwind und Schieben durch Schnee mit 10 Kilometern gibt, an anderen Tagen wiederum rund 80 Kilometer auf freiem Eis und Rückenwind.“ Wo genau sie fahren, entscheidet die Eisbeschaffenheit. Auf jeden Fall werden sie in Severobaikalsk im Norden starten. Auf der Insel Olchon, etwa in der Mitte, werden sie den sogenannten Schamanenfelsen, eine Pilgerstätte, anpeilen. Einige Kilometer von der Insel entfernt liegt auch die tiefste Stelle des Sees. Kulow: „Da werden wir drüberstehen, haben wir uns fest vorgenommen.“
Damit die Fahrt nicht zur Rutschpartie wird, sind die Räder mit Schwalbe Ice Spiker Pro – Spikereifen -ausgestattet. „Damit fährt es sich super auf Eis, ganz normal“, sagt Kulow. Sein Speed Flight von 2012, mit dem er schon 2013 auf dem Baikalsee fuhr – daher stammen die Bilder; Kulow wurde von Packeis ausgebremst – hat eine Rohloff-Speedhub-Nabe, Federgabel und SON-Nabendynamo. Stefan Schlett nutzt ein STEVENS Juke-Hardtail von 2013 als Basis. Für das Laufradmaß 26 Zoll gebe es überall auf der Welt am einfachsten Ersatz, sagt Schlett.
Warum die beiden so etwas machen? „Das werden wir oft gefragt“, sagt Wolfgang Kulow. „Es geht darum, Grenzen zu verschieben, die Frage zu klären: was ist machbar, was halten Mensch und Material aus.“ Die mentale Stärke sei ein entscheidender Faktor, habe er bei seiner ersten Befahrung vor zwei Jahren erlebt.
„Der See ist eine fantastische, tiefgekühlte Umgebung. Es ist aber auch eine lebensfeindliche Umgebung“, sagt Schlett. In den heißen Wüsten dieser Welt, die beide auch schon durchquert haben, gebe es abends Zeiten, in denen die Temperaturen von heiß am Tag bis kalt in der Nacht recht angenehm seien. „Das gibt es auf dem Baikalsee nicht“, sagt Kulow, „dort gibt es zwar auch Temperaturschwankungen, aber die pendeln zwischen -15 bis -36 Grad Celsius.“