Auch Profisportler sind nur Menschen. Das bekommen sie meist dann zu spüren, wenn es am wenigsten passt. Marathon-Mountainbiker Søren Nissen erwischte es ausgerechnet vor zwei seiner Jahreshighlights 2018: der Europameisterschaft in Italien und dem Roc d’Ardenne, einem Rennen der UCI-World Series in Belgien. Nachdem er Anfang des Jahres den Titel des Cyclocrossmeisters in seiner Wahlheimat Luxemburg gewonnen hatte, fuhr er mit hohen Erwartungen an sich selbst nach Italien. Dort schaffte er es mit seinem STEVENS Sonora SL Di2 aber wegen Magenproblemen nicht einmal an den Start, sondern reiste noch vor dem Rennen wieder ab.
Viel Zeit zur Genesung blieb ihm nicht, wenn er zumindest beim zweiten für ihn wichtigen Rennen starten wollte: schon eine Woche später stand für Nissen das Roc d’Ardenne im Kalender, ein Event der UCI-World Series in Belgien, das er bereits dreimal gewonnen hatte. „Erst kurz vor dem Wochenende ging es mir besser und ich beschloss, es einfach mal zu versuchen“, erzählt der Däne mit Luxemburger Staatsbürgerschaft. Ein gewagter Entschluss, denn schon auf den ersten beiden Kilometern erwartet die Fahrer bei diesem Wettkampf eine Wand von steilem Anstieg, der auch beim Straßenrennen Lüttich-Bastogne-Lüttich erklommen wird, bevor die Strecke in den Wald führt. Ganz abgesehen vom starken Fahrerfeld, das Nissen sicher keine Möglichkeit zum Verschnaufen geben würde.
„Gleich von Beginn an machten einige Fahrer Druck in den Anstiegen, nach 15 Kilometern fuhren wir nur noch zu zehnt vorne“, erinnert sich Nissen und berichtet, dass er sich ab der Hälfte des Rennens besser fühlte: „Ich wusste, dass ich jetzt angreifen muss, um eine gute Platzierung zu ergattern.“ Doch noch immer geschwächt musste er Simon Stiebjahn und Robbert de Nijs 30 Kilometer vor dem Ziel einfach ziehen lassen. Immerhin: Platz drei. „Direkt danach habe ich mich zwar ein bisschen geärgert, weil der Abstand zu den beiden vor mir nicht so groß war, aber manchmal muss man einfach zufrieden sein mit dem, was man hat“, resümiert Søren Nissen und blickt nach vorn.
Genauer: auf das nächste große Event, das für ihn ansteht. Vom 10. bis 13. Mai wird er bei der „Belgian Mountain Challenge“, dem größten Etappenrennen der Benelux-Region, auf Cross-Country-Superstar Mathieu Van der Poel treffen, dem er „einen harten Kampf um den Sieg“ versprochen hat, nachdem er sich letztes Jahr mit dem zweiten Platz hinter dem Niederländer begnügen musste.