Echte Mountainbike-Profis hadern selten mit den Wetterbedingungen. Deshalb verlor Søren Nissen, Dänischer Marathon-Meister von 2015, auch dann nicht die Motivation, als es vor dem UCI-Marathon von La Forestiere in Frankreich, zwei Tage lang wie aus Eimern schüttete. „Das Rennen war seit Anfang des Jahres eines meiner großen Ziele“, sagt Nissen, der sich trotz – oder besser: gerade wegen – des starken Fahrerfeldes mit ehemaligen Europameistern und World-Tour-Teamfahrern nicht mit einem Platz im Mittelfeld zufriedengeben wollte.
Kälte als Scharfrichter
Entsprechend trotzte er den frostigen neun Grad Celsius und dem Dauerregen, die den Start des Rennens der UCI XCM World Series über 100 Kilometer und 2.900 Höhenmeter begleiteten, und ging das hohe Tempo der 20-köpfigen Spitzengruppe mit, die sich nach wenigen Kilometern absetzte. Das Feld schrumpfte weiter, als es nach der Hälfte der Strecke auf 1.500 Meter Höhe ging.
„Einige Fahrer haben angesichts der extrem niedrigen Temperaturen aufgegeben und sind ins Teamfahrzeug gestiegen“, sagt Nissen, der ebenfalls zu kämpfen hatte, gleichzeitig aber seine Chance witterte, noch weiter nach vorn fahren zu können.
Attacke in der zweiten Hälfte
30 Kilometer vor dem Ziel holte er sich auf seinem STEVENS Sonora SL in einem schlammigen Anstieg die beiden Fahrer des Team Trek-Selle San Marco, das die Saison bisher dominiert hatte, und setzte sich auf Platz drei. Auch den Russischen Meister Dimitry Medvedev, bis dato auf Platz zwei, konnte Nissen überholen und abhängen.
„Zehn Kilometer vor dem Ziel hatte ich noch 2:30 Minuten Abstand auf den Führenden. Ich dachte, dass ich das noch schaffen könnte. Aber die Strecke war aufgrund des Wetters ein einziges Matsch-Inferno. Ich musste viel schieben, so war es quasi unmöglich noch aufzuholen“, sagte Nissen, der sich aber vielmehr über seinen zweiten Platz hinter dem Italiener Damiano Ferraro: „Das ist ein tolles Ergebnis in einem so starken Feld!“